Die "Kinderherzchirurgie Sarajevo" als Ausbildungsprojekt
Das vorrangige Ziel des Projektes ist die Errichtung einer funktionierenden
Kinderherzchirurgie als interprofessionelles Teamwork. Dazu gehört
naturgemäß auch die Unterweisung der bosnischen Ärzte in
den chirurgischen Techniken. Diese Ausbildung beinhaltet zunächst das
demonstrative "voroperieren" durch den ausbildenden Chirurgen, wobei die
bosnischen Kollegen assistieren, um möglichst nahe am Geschehen zu
sein. In der nächsten Phase wird die Situation umgedreht: der
Ausbildner assistiert den Jungchirurgen. Und schließlich
übernehmen die "Lokalmatadore" die eigenständige Verantwortung
und der Ausbildner zieht sich völlig zurück. Er steht nur mehr
für den Notfall bereit, um unerwartete Komplikationen zu beherrschen,
ist aber - plangemäß - oft nicht einmal mehr im Operationssaal
präsent. Das Ziel ist letztlich die völlig eigenständige
Übernahme der chirurgischen Verantwortung OHNE Anwesenheit oder
direkter Erreichbarkeit des Ausbildners.
Nachdem es in Bosnien-Herzegowina keine Ausbildungsordnung für die
eingebundenen medizinischen Berufssparten gibt, wird die Ausbildung unter
Angleichung an abgewandelten und den lokalen Bedingungen angepasste
europäische Richtlinien vorgenommen. Die Übernahme der
beruflichen Verantwortung erfolgt in diesem Schema in einem Stufenplan mit
jeweils klar definierter und detailliert beschränkter Kompetenz durch
limitierte Zertifizierung.
Derzeit übernimmt der Ausbildner nur mehr die operative Verantwortung
für komplexe oder risikoreichere Eingriffe. Die Mehrzahl der
Operationen (bis zu 80 %) wird mittlerweile ohne direkte Beteiligung des
Ausbildners, aber mit seiner "Rückendeckung" durchgeführt. Und im
Juni 2003 wurde - gemäß dem Stufenplan - erstmals und ohne die
Verfügbarkeit des ausbildenden Chirurgen eine kinderherzchirurgische
Operation durchgeführt: ein Loch im Vorhofsbereich wurde verschlossen!
Dieser ersten und völlig eigenverantwortlichen Operation sind bereits
einige weitere gefolgt, auf Grund dieses vorsichtigen und
planmäßigen Vorgehens waren alle erfolgreich.
Dank der Ausbildung durch das Österreicher-Team konnten die Chirurgen Sanko PANDUR
und Haris VILA am 2.10.2006 die Facharztprüfung "Herzchirurgie" mit Erfolg ablegen.
Der Leiter des Projektes "Kinderherzchirurgie Sarajevo" war Mitglied der bosnischen
Prüfungskommission!
Zusammenstellung aller bisheriger Operationen mit Zuordnung zum
verantwortlichen Operateur
| Operationenen | % Gesamt |
Ausbildner | 135 | 44,7 % |
Lokales Team: | Dr. Sanko Pandur | 84 | 27,8 % |
Dr. Haris Vila | 48 | 15,9 % |
Dr.Iliriana Haxhibeqiri | 6 | 2,0 % |
Sonstige | 28 | 8,5 % |
Ohne aktive Mitwirkung des Ausbildners | 136 | 44,7 % |
Ein unverzichtbarer Teilbereich des Projektes: die interventionelle
Kardiologie
Die Ausbildung der bosnischen Ärzte beschränkt sich aber nicht
auf die chirurgische Versorgung der Herzfehler. Heute ist die
interventionelle Kardiologie, die Behandlung von Herzfehlern mit
Kathetertechniken, ein unverzichtbarer Teilbereich in der Behandlung
herzkranker Kinder.
Dieser internationalen Gegebenheit haben wir auch in Sarajevo entsprochen
und viele Kinder mit diesen Technologien erfolgreich behandelt.
Darüber hinaus wurde von den Kardiologen des Wiener Teams aber auch in
Vorbereitung einer geplanten Herzoperation unzählige und ebenso
unverzichtbare diagnostische Untersuchungen durchgeführt.
Bedauerlicher Weise ist es uns bisher nicht gelungen, eine kompetente
Person in diesen anspruchsvollen und umfangreichen Aufgabenbereich
einzuschulen: das bleibt aber ein weiteres wichtiges Ziel des Projektes!
Art und Zahl der Kathetereingriffe
Diagnostisch
| 111 |
Interventionell
| Ballondilatation Pulmoalstenose | 9 |
Ballondilatation Aortenstenose | 1 |
Verschluss eines offenen Ductus
| 5 |
Bergung eines Kathetersegmentes
| 1 |
Erfolglose Interventionen | 4 | |
Gesamt | | 16 |
Seiten aktualisiert am: 18.05.2009
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